Beschreibung AnyBody - Dick & dünn & Haut & Haar
Das große ABC von unserem Körper-Zuhause
Manchmal fühlt man sich in seinem Körper unsicher, manchmal wohlig und unbesiegbar. Und dann wüsste man auch gerne mal, wie viel Spucke man im Laufe seines Lebens produziert. Wenn jemand weiß, was Kinder in Bezug auf ihren Körper interessiert und beschäftigt, dann ist es die „Klär mich auf“-Autorin Katharina von der Gathen. Ihre langjährige Erfahrung sowie eine breit angelegte anonyme Umfrage waren die Basis für ihr neues Lexikon, das unbefangen und witzig ist, aber auch zwiespältige Gefühle behutsam mit aufnimmt.
Und wenn jemand es versteht, kindliches Körper-Erleben ins Bild zu setzen, dann ist es Anke Kuhl: Ihre Schautafeln, Wimmelbilder und Cartoons sind so lustig, treffend und manchmal auch traurig, dass sich jeder wiedererkennt. Entstanden ist ein wunderbar bekräftigendes Buch zum Vor- und Zurückblättern für Jungen und Mädchen, die in ihrem Körper richtig gerne zu Hause sind.
Unsere neuseeländischen Kolleg:innen von Gecko Press (wo „AnyBody“ auf Englisch erschienen ist) haben Katharina von der Gathen und Anke Kuhl Fragen zum Buch gestellt, die wir hier gern teilen:
Was war Ihr Hauptziel beim Schreiben/Veröffentlichen dieses Buches?
Katharina von der Gathen: Ich habe in meinen Kursen mit Grundschulkindern festgestellt, dass bereits die jungen, 9- und 10-jährigen Kinder kritisch mit ihren Körpern umgehen. Da wünschen sich die einen ein Sixpack und die anderen reden darüber, dass sie zu dick geworden sind und eine Diät machen müssen. Kinder, die sich in der Vorpubertät befinden, sollten doch viel lieber darüber staunen, was für ein tolles Wunderwerk ihr Körper ist, und wie einzigartig und interessant wir alle in unserer Unterschiedlichkeit sind. Ich wollte den Blick auf dieses tolle Körper-Zuhause richten, in dem wir leben, mit dem wir fühlen und das sich auf geheimnisvolle Weise immer wieder wandelt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Anke Kuhl und ich mit unserem Buch bei den Leser:innen Lust und Neugier wecken, sich mit dem eigenen und vielen anderen Körpern zu beschäftigen.
Ein Teil des Materials basiert auf einer Umfrage darüber, wie die Menschen über ihren Körper denken - können Sie uns mehr über diese Umfrage erzählen?
Katharina von der Gathen: Für die Recherche zu „AnyBody“ habe ich eine anonyme online-Umfrage durchgeführt, deren Resonanz mich sehr beeindruckt hat. Fast 2.000 Menschen haben meinen Fragebogen vollständig ausgefüllt: alle Altersstufen (von 5 bis 80 Jahren), sämtliche Geschlechter, queere und transidente Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung, Dicke, Dünne, Große, Kleine, Kritische und Selbstverliebte. Die Offenheit der Teilnehmenden war groß. Mit Hilfe von sieben kurzen Fragen hatte ich plötzlich sehr private Einblicke in unzählige individuelle Körperbiografien. Manche Leute schrieben Dinge über sich, die sie vorher noch niemandem erzählt hatten.
Was hat Sie an den Antworten der Menschen in der Umfrage am meisten überrascht/interessiert?
Katharina von der Gathen: Einige Aspekte hatte ich erwartet: Beispielsweise, dass viele Frauen mit ihrem Körper hadern. Was ich aber nicht erwartet hatte, war das Ausmaß dieser Körperunzufriedenheit – in allen Altersstufen! Auch die Scham, die für viele Frauen daraus im öffentlichen Raum (im Schwimmbad, beim Tanzen, im Bus, in der Schule) entsteht. Wie viele Frauen es gibt, die wissen, dass sie Normalgewicht haben – und sich trotzdem zu dick fühlen. Wie viele Frauen sich andererseits für ihr geringes Gewicht schämen und sich „unweiblich“ fühlen. Und auch Männer beschäftigen sich mit unzähligen körperkritischen Themen.
Sehr, sehr viele Menschen äußern den tiefen Wunsch und die Sehnsucht, den eigenen Körper annehmen und lieben zu können.
Andererseits las ich auch immer wieder von Menschen, die der BodyPositivity-Bewegung zuzuordnen sind. Viele hatten sich offensichtlich bereits intensiv mit der Körper-Thematik beschäftigt.
Ich hatte eigentlich auch erwartet (und auch ein bisschen gehofft), dass ältere Menschen sich irgendwann mit ihrem Körper anfreunden und gelassen mit ihm sein können. Aber auch noch im hohen Alter scheinen die Menschen den kritische Blick in den Spiegel nicht verlernt zu haben. Einst unbedacht geäußerte Bemerkungen zum eigenen Körper, Gemeinheiten auf dem Schulhof, abschätzige Kommentare fremder Personen– das alles gräbt sich als tiefe Spur ins Gedächtnis und in die Gedanken. Der Körper ist ein Lebensthema.
Wie unterscheidet sich dieses Buch von Ihren anderen Büchern über Sex und Pubertät?
Katharina von der Gathen: In „Klär mich auf“ beantworte ich die konkreten Fragen der Kinder, die sie mir in meinen Unterrichtsprojekten anonym gestellt haben. Dort geht es um die körperlichen Veränderungen in der Pubertät, Sexualität, Schwangerschaft und Geburt, Gefühle und Liebe.
„AnyBody“ hat weniger mit klassischer Sexualaufklärung zu tun. Es ist grundlegender und umfassender: Der Versuch, den bewertenden und social-media-geprägten Blick von außen weicher zu machen, ihn hinzulenken auf die Einzigartigkeit und Besonderheit jedes einzelnen Körpers.
Unterscheidet sich das Zeichnen von Menschen vom Zeichnen anderer Figuren wie z.B. Tieren?
Anke Kuhl: Wenn ich Menschen zeichne, möchte ich erreichen, dass es ein Moment der Wiedererkennung gibt. Besonders in „Anybody“ wollte ich möglichst viele Menschen zeigen, bei denen man das Gefühl hat, man kennt sie irgendwo her. Jemand hat mal zu mir gesagt: „Ich hab neulich die Gisela aus „Anybody“ im Supermarkt gesehen!“ So was freut mich riesig. Dabei kommt es mir weniger auf die naturalistische Darstellung an, als auf das Einfangen des Ausdrucks, den ein Mensch durch Mimik und Körperhaltung hat.
Wenn ich Tiere für fiktionale Geschichten zeichne, ist das ganz ähnlich, nur dass noch eine Übertragung stattfindet. Die Tiere stehen für bestimmte Typen von Menschen. Sie können genauso divers sein und wenn ich ihnen was anziehe, auch über Kleidung charakterisiert werden. In Sachbüchern wie „Das Liebesleben der Tiere“ vermenschliche ich Tiere zwar auch, das beschränkt sich aber auf die Darstellung der Augen und des Blicks und die Beigabe von Denk- und Sprechblasen. Im Sachbuch bin ich näher an der naturgetreuen Abbildung.
Zeichnest du nach der Natur oder aus dem Gedächtnis?
Anke Kuhl: Ich zeichne immer entweder aus dem Kopf oder nach Fotos. Wenn ich bestimmte Bewegungen oder Körperhaltungen darstellen möchte oder mir eine Tierart noch mal visuell ins Gedächtnis rufen will, suche ich nach entsprechenden Vorlagen im Internet.
Nach der Natur zeichnen ist eine schöne romantische Vorstellung, aber im Arbeitsalltag finde ich dazu leider nicht die Zeit.
Welche Rolle spielt Humor in deinen Illustrationen für Katharinas Bücher?
Anke Kuhl: Ich schätze Katharinas ruhige, unaufgeregte Art, Kindern etwas sachlich und fundiert zu erklären, sehr. Außerdem teilen wir die Leidenschaft für existenzielle und etwas „haarige“ Themen. Uns beiden ist immer wichtig, die Kinder mit ihren Fragen zu diesen Themen ernst zu nehmen, aber auch Raum für Gekicher und Albernheit zu lassen. Dafür sind meine Zeichnungen oftmals ein Ventil. Ich hoffe, sie ergänzen die Texte durch Humor und Witz und damit einer guten Prise Leichtigkeit.
Geschrieben von: | Katharina von der Gathen |
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Illustriert von: | Anke Kuhl |
Seitenanzahl: | 96 |
Ausgezeichnet mit: | ⭐️ Shortlist zum Besten Wissenschaftsbuch des Jahres 2021 |
Alter der Zielgruppe: | 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre |
Sprache: | Einfache Sprache Deutsch |
Witzig, mutig, klug ist das Buch nun Blickfang und Augenöffner für alle. ELTERN family, Christine Knödler, Juli 2021
Ein wichtiges, wunderbares und witziges Buch für alle, die einen Körper haben. Pinkstinks Germany e.V., 04.02.2022
sehr zu empfehlen AJuM der GEW Nordrhein-Westfalen
Für alle Bibliotheken! ekz.bibliotheksservice
… ein erzählendes Kindersachbuch vom Feinsten ... Begründung der EMYs-Jury, Mai 2021
Ein Buch, nicht nur zum Vor- und Zurückblättern; eine sanfte Anleitung zu mehr Verständnis, Toleranz und Akzeptanz für sich und die anderen. Christin Barmet, Basler Biechergugge, Sommer 2021
Enthüllungs-Pädagogik im besten Sinne. Tagesspiegel, Pia Benthin, 10.09.21
Für alle Bestände sehr zu empfehlen. Borromäusverein Bonn, medienprofile, Heft 3, Jahrgang 66/2021
Ich mag wirklich alles daran - die Idee, Inhalt, den Style, den Witz ... Wasfürmich.de, Katia Kröger, 06.09.2022